Waldbaden wissenschaftlicher Hintergrund – einfache Umsetzung

Ein Sprichwort besagt „die Zeit die man im Wald verbringt, kann niemals verschwendete Zeit sein“. Leider vergessen wir das heute allzu oft, wenn wir mit vollen Terminkalendern von einem Termin zum Nächsten hetzen. Für Ruhe und Entspannung in der Natur sind wir oft viel zu beschäftigt. Dabei kann der Aufenthalt in der Natur oder genauer gesagt im Wald viel mehr, als uns einfach nur „erden“.
Waldbaden ist ein aus Japan stammendes Konzept, das sich mit der therapeutischen Wirkung des Waldes auf unsern Körper und unseren Geist befasst und die gesundheitsfördernde Wirkung einer „Auszeit“ im Wald aus der wissenschaftlichen Perspektive betrachtet.
Shinrin Yoku – Die Kraft des Waldes
Shin ist japanisch und bedeutet so viel wie großer Wald, rin bedeutet kleiner Wald und Yoku steht für baden. Frei übersetzt heißt Shinrin Yoku soviel wie „ein Bad in der Atmosphäre des Waldes nehmen“. Was bei uns erst in den letzten Jahren zu einem Gesundheitstrend avancierte ist in Japan bereits seit den 1980er Jahren eine anerkannte Therapieform. Im Grunde genommen geht es beim Waldbaden darum, die Natur mit allen Sinnen bewusst wahrzunehmen. Das kann vom intensiven Betrachten des Waldes über das bewusste Hören seiner Geräusche bis hin zum Berühren von Pflanzen oder dem Fühlen des Waldbodens gehen. Beim Waldbaden geht es also nicht darum, kilometerlange Wanderungen zu unternehmen, sondern in der ganz eigenen Stimmung des Waldes zu verharren, diese in sich aufzunehmen und auf alle Sinne wirken zu lassen.
Wissenschaftliche Studien, die bis in die 50er Jahre zurückreichen, haben gezeigt, dass ein Aufenthalt im Wald sich positiv auf unseren Gemütszustand auswirkt, unser Stresslevel senkt und körperliche und geistige Anzeichen von Erschöpfung (Stichwort: Burn Out) lindern kann. Wir alle sind heute einer permanenten Reizüberflutung ausgesetzt. Durch das Leben in (Groß-)Städten wird diese noch verstärkt. Lärm-, Licht- und Schadstoffbelastung wirken sich negativ auf unseren Organismus aus, stören unseren Biorhythmus und fördern das Gefühl ständig „unter Strom“ zu stehen. Beim Waldbaden treten wir mit der Natur in Interaktion um Alltag, Stress und Reizüberflutung bewusst hinter uns zu lassen. Das Gefühl, das sich dabei einstellt nennen Umweltpsychologen „being away“.
Wie wirkt sich Waldbaden auf unseren Körper aus?
Die positiven Effekte auf unseren Körper durch das Waldbaden sind erstaunlich vielfältig. So wird beispielsweise das Immunsystem gestärkt und die Produktion körpereigener Zellen gefördert, die in unserem Organismus dafür zuständig sind, veränderte oder kranke Zellen zu erkennen und abzutöten. Aber auch der Blutdruck, der Puls und der Cortisol Anteil im Blut (der in Stresssituationen ansteigt), lassen sich durch gezieltes Waldbaden senken. Nicht zuletzt zeigt sich in Studien auch ein deutlicher Einfluss des Waldbadens auf unsere Psyche. Bereits bei einem kurzen Aufenthalt im Wald werden negative Gefühlszustände wie Angst, Depression oder Aggressivität gesenkt.
Doch wie kann es sein, dass ein bloßer Aufenthalt im Wald solche Auswirkungen hat? Das Geheimnis liegt in speziellen Pflanzenbotenstoffen, die nur im Wald in so hoher Konzentration vorkommen, dass sie unseren Organismus beeinflussen.
Terpene – Medizin aus dem Wald
Terpene sind sekundäre Pflanzenstoffe und ätherische Öle aus Pflanzenteilen wie Blättern, Nadeln, Rinde o.ä. In der Natur haben sie die Funktion von Botenstoffen mit deren Hilfe Pflanzen untereinander Informationen austauschen um Schädlinge, Pilze und Bakterien abzuwehren. Bei einem Aufenthalt im Wald nehmen wir diese bioaktiven Substanzen über die Atmung und die Haut in unseren Organismus und unser Immunsystem auf. Studien belegen, dass die Anzahl der natürlichen Killerzellen im Körper, die in unserem Immunsystem für die Vernichtung von Krankheitserregern zuständig sind, schon nach wenigen Stunden im Wald beachtlich steigt. Nicht zuletzt deshalb spielen Terpene mittlerweile auch in der Krebsforschung bzw. Krebsprävention eine wichtige Rolle. Besonders viele Terpene finden sich übrigens in Baumrinde. Deshalb beim nächsten Waldspaziergang ruhig einmal einen Baum umarmen und vom gesundheitlichen Nutzen der Terpene profitieren.