Immunsystem – ein Freund, der Aufmerksamkeit verdient
Wir werden permanent mit Pathogenen konfrontiert, seien es Viren in der U-Bahn oder mit Weichmachern aus der geheiligten Plastikverpackung des Jausenbrotes, mit einem eingetretenen Stachel beim Barfuß-Waldspaziergang und viele mehr.
Angeborenes und erworbenes Immunsystem
Das Immunsystem sollte funktionieren, und zwar ständig. Wie sieht das konkret aus? Erst mal kommen wir mit einem angeborenen Immunsystem auf die Welt.
Die erste Impfung erhalten wir übrigens bei unserer Geburt (Vaginalflora). Unser angeborenes IS wirkt unspezifisch und sofort. Wurde unser IS erfolgreich mit Bakterien konfrontiert (erfolgreich meint: erkannt, bekämpft, überlebt), merkt es sich das. Wir verfügen über ein immunologisches Gedächtnis. Dies ermöglicht es unserem erworbenen Immunsystem, unseren Körper immer wieder zu patrouillieren und bereits bekannte Pathogene nach dem Prinzip „feindlicher Personalausweis“ koordiniert zu bekämpfen.
Über 70% unserer Immunzellen sitzen im Darm. Daraus erkennen wir, wie wichtig es ist, unsere Immunbarrieren fit zu halten. Es geht also nicht nur um unsere Haut und unsere Lungen. Es geht um rund 500m2 Barrierefläche unseres Darm.
Immunfaktor Darm
Die wenigsten sprechen darüber, Darm und Verdauung sind ein kleines Tabuthema. Auf die Frage „wie ist ihre Verdauung“ kommt als Antwort „eh normal“. Dieses „Normal“ ist oftmals nicht normal. 5 mal Stuhl bis zu alle drei Tage mal, Durchfall, Verstopfung, Blähungen, Schwefel- oder Verwesungsgeruch, eine halbe Rolle Toilettenpapier pro Sitzung.
Ein funktionseingeschränkter Darm bzw. eine krankhafte Darmflora stellt die Basis für ein insuffizientes Immunsystem dar bzw. ist oftmals Ausgangspunkt vieler chronischer Erkrankungen. Ein gesunder Körper bedarf eines gesunden Darm. 1000e unterschiedlicher Bakterienarten steuern Energiegewinnung, Immunsystem, Nährstoffaufnahme, Muskelaufbau und Fettverbrennung, Stimmungslage und vieles mehr.
Die Bakterienstämme in unserem Darm sind nicht nur abhängig von unserer Ernährung sondern auch von Lifestylefaktoren wie Stress, Bewegung, Schlaf, Medikamente, Umweltgifte und dgl.
Die Folgen suboptimaler Bakterienbesiedelung: Darmpilze, Allergien, Migräne, Autoimmunerkrankungen, Bluterkrankungen, Infekte, Hauterkrankungen, Müdigkeit und vieles mehr.
Ergo: Das rechte Maß an artgerechter Ernährung, ausreichender Bewegung und Regeneration stärkt unser Immunsystem.
Immunfaktor Sport
Sport macht dies auf folgende Weise: Bedingt durch die bewegungsbedingte Adrenalinausschüttung bewegen sich mehr NK Zellen (natürliche Killerzellen), T- und B-Lymphozyten durch unseren Körper und erhöhen die Effizienz unseres Immunsystems.
Ausschlaggebend dafür, welchen Sport wir hier empfehlen können, ist auch unser Stressverhalten. Wenn beispielsweise der typische Manager, der beim Hochfahren der Stressachse zum Einlagern von Viszeralfett neigt, wäre hochintensives Training nicht zu empfehlen (noch mehr Adrenalin, noch mehr Cortisol, noch mehr toxisches Viszeralfett). Hier wäre ein entspannter Waldlauf im niederfrequenten Bereich definitiv sinnvoller. Der rundlichere Typus, der zum Entspannen der Stressachse eher zu vermehrter Nahrungsaufnahme neigt, wäre (wenn die Bewegungsmuster nicht darunter leiden) auch mal höher zu belasten.
Für beide Stressverarbeiter – Typen gleichermassen wären sogenannte Sitting-Breaks sinnvoll. Unser Körper beginnt nach bereits 30 Minuten Sitzen (also ohne körperlicher Aktivität) damit, weitere Fettzellen einzulagern. Das Problem: Fett aktiviert auf Umwegen das Immunsystem und das Immunsystem verlangt auch nach Fetten. Der Kreislauf innerer Verfettung beginnt. Mit bereits 2 min intensiver Bewegung innerhalb 30 min lässt sich hier vorbeugen. Am Arbeitsplatz lässt sich das wunderbar einbauen und ist zudem sinnvoller als die Rauchpause.
Im Falle ganz spezifischer Krankheitsbilder wie Rheuma, Chronic Fatigue Syndrom, mytochondrialer Probleme, etc. ist beim sportlichen Training, als auch bei der Ernährung auf die Besonderheiten hinsichtlich Immunaktivierung und Energieverteilung zu achten und diese bei der Planung zu berücksichtigen.
Immunfaktor Regeneration
Stimmt unser Lebensrhythmus mit unserem Biorhythmus überein, können wir nachts am besten regenerieren und sind am Tag leistungsfähig.
Die wenigsten von uns verfügen allerdings über den Luxus, mit Sonnenuntergang die Arbeit zu beenden bzw. zu Bett zu gehen und mit Sonnenaufgang aufzustehen.
Abends will unser Gehirn nicht das Ausmaß an Blaulicht wie am Morgen oder untertags. Optimaler Weise sollten wir, wenn es abends dämmert, das Licht aus unseren Augen ziehen. (Computer, Handy, Fernseher ab bzw. Filter benützen). Nicht umsonst verbrachten wir früher unsere Abendstunden vor dem Lagerfeuer (Rotlicht statt Blaulicht).
Damit von unserer Zirbeldrüse ausreichend Melatonin produziert werden kann, müssen wir Dunkelheit wahrnehmen und uns schläfrig fühlen.
Bei Personen mit komplett verschobenen Wach-Schlaf-Zyklus funktioniert das nicht mehr. Auch der Verlauf unserer Cortisolkurve wird dadurch beeinflusst und somit wären wir wiederum bei einem ineffizienten Immunsystem angelangt. Denn unser Immunsystem ist nachtaktiv und bedarf zur Aktivität auch die richtigen Neurotransmitter um wirkungsvoll arbeiten zu können.